Meeresschildkröten

Meeresschildkröten gehören zu den ältesten Reptilien der Welt. Sie leben seit über 200 Millionen Jahren in den Ozeanen und haben sich perfekt an das Leben im Wasser angepasst. Es gibt sieben verschiedene Arten von Meeresschildkröten, die alle vom Aussterben bedroht sind. Zu den bekanntesten zählen die Suppenschildkröte, die Unechte Karettschildkröte und die Lederschildkröte.

Meeresschildkröten verbringen fast ihr gesamtes Leben im Wasser. Nur zur Eiablage kommen die Weibchen an Land. Mit ihren flossenartigen Vorderbeinen sind sie hervorragende Schwimmer und können weite Strecken im Meer zurücklegen. Manche Arten unternehmen sogar Wanderungen über tausende von Kilometern zwischen ihren Futter- und Nistgründen.

Der Panzer der Meeresschildkröten ist flacher und stromlinienförmiger als der ihrer Verwandten an Land. So können sie sich besser durchs Wasser bewegen. Ihre Nahrung besteht je nach Art aus Seegras, Quallen, Krebstieren oder Muscheln. Meeresschildkröten können sehr alt werden – manche Arten erreichen ein Alter von über 100 Jahren.

Meeresschildkröten Arten (Auswahl)

Lebensraum und Verbreitung

Die Ozeane als Zuhause

Meeresschildkröten leben in allen tropischen und subtropischen Meeren der Welt. Die meisten Arten bevorzugen warme Gewässer, einige wie die Lederschildkröte kommen aber auch in kühleren Regionen vor. Jede Art hat ihre bevorzugten Lebensräume:

  • Suppenschildkröten halten sich gerne in Küstengewässern und Lagunen auf
  • Unechte Karettschildkröten leben in der Nähe von Korallenriffen
  • Lederschildkröten sind Hochseebewohner und tauchen bis in Tiefen von über 1000 Metern

Die Tiere verbringen den Großteil ihres Lebens im offenen Meer. Nur zur Eiablage kommen die Weibchen an Land. Dabei kehren sie oft an die Strände zurück, an denen sie selbst geschlüpft sind. Manche Arten legen weite Strecken zwischen ihren Futter- und Nistgründen zurück. Die Unechte Karettschildkröte unternimmt zum Beispiel Wanderungen von über 2000 Kilometern.

Im Meer nutzen Meeresschildkröten verschiedene Lebensräume:

  • Flachwasserzonen mit Seegraswiesen
  • Korallenriffe
  • Mangrovenwälder
  • Offenes Meer

Junge Schildkröten halten sich anfangs in geschützten Küstengewässern auf. Mit zunehmendem Alter ziehen sie dann ins offene Meer hinaus.

Weltweite Verbreitung

Meeresschildkröten kommen in allen tropischen und subtropischen Ozeanen vor. Die Verbreitung der einzelnen Arten sieht so aus:

ArtVerbreitungsgebiet
SuppenschildkröteTropische und subtropische Gewässer weltweit
Unechte KarettschildkröteAtlantik, Pazifik, Indischer Ozean
LederschildkröteWeltweit, auch in gemäßigten Breiten
Echte KarettschildkröteTropische Gewässer weltweit
Oliv-BastardschildkröteIndischer Ozean, Westpazifik

Die größte Artenvielfalt findet sich im Indopazifik. Im Mittelmeer kommen nur noch zwei Arten vor: die Unechte Karettschildkröte und die Lederschildkröte. Früher waren Meeresschildkröten weiter verbreitet, durch menschliche Einflüsse hat sich ihr Lebensraum aber stark verkleinert.

Anatomie und Anpassungen

Perfekt fürs Schwimmen gebaut

Meeresschildkröten haben sich im Laufe der Evolution perfekt an das Leben im Wasser angepasst. Ihr Körperbau unterscheidet sich deutlich von dem ihrer Verwandten an Land:

Der Panzer ist flacher und stromlinienförmiger. Das verringert den Wasserwiderstand beim Schwimmen. Die Vorderbeine sind zu kräftigen Flossen umgebildet. Mit ihnen können sich die Tiere effektiv durchs Wasser bewegen. Die Hinterbeine dienen als Steuerruder.

Der Kopf kann nicht wie bei Landschildkröten in den Panzer zurückgezogen werden. Dafür haben Meeresschildkröten einen sehr beweglichen Hals, mit dem sie sich schnell umdrehen können.

Weitere Anpassungen ans Wasserleben sind:

  • Salzdrüsen zum Ausscheiden überschüssigen Salzes
  • Große Lungen für lange Tauchgänge
  • Strömungslinienförmiger Körper
  • Geschlossene Augenlider zum Schutz vor Salzwasser

„Die Anpassungen der Meeresschildkröten ans Wasserleben sind beeindruckend“, sagt Dr. Karen Eckert, Meeresbiologin und Schildkrötenexpertin. „Ihre Körperform ist perfekt aufs Schwimmen ausgelegt.“[1]

Größe und Gewicht

Meeresschildkröten gehören zu den größten Schildkröten überhaupt. Die Größe variiert je nach Art:

Die Lederschildkröte ist damit die größte lebende Schildkrötenart. Ihr weiches, lederartiges Rückenschild unterscheidet sie von den anderen Arten mit hartem Hornpanzer.

Männchen und Weibchen unterscheiden sich in der Größe. Bei den meisten Arten werden die Weibchen deutlich größer und schwerer als die Männchen.

Ernährung und Lebensweise

Vielfältige Nahrung

Die Ernährung der Meeresschildkröten ist je nach Art sehr unterschiedlich:

  • Suppenschildkröten fressen hauptsächlich Seegras und Algen
  • Unechte Karettschildkröten ernähren sich von Schwämmen, Quallen und Krebstieren
  • Lederschildkröten jagen Quallen und andere Weichtiere

Junge Schildkröten ernähren sich zunächst von Plankton und kleinen Meerestieren. Mit zunehmendem Alter spezialisieren sie sich dann auf ihre artspezifische Nahrung.

Meeresschildkröten spielen eine wichtige Rolle im marinen Ökosystem. Als Konsumenten von Seegras halten sie die Seegraswiesen gesund. Arten, die sich von Quallen ernähren, tragen zur Regulierung der Quallenbestände bei.

„Meeresschildkröten sind wichtige Glieder in der Nahrungskette der Ozeane“, erklärt Meeresbiologe Dr. Peter Dutton. „Ihr Verschwinden hätte weitreichende Folgen für das gesamte Ökosystem.“[2]

Tauchfähigkeit und Wanderungen

Meeresschildkröten sind hervorragende Taucher. Die meisten Arten können bis zu 30 Minuten unter Wasser bleiben, Lederschildkröten sogar bis zu einer Stunde. Dabei erreichen sie erstaunliche Tiefen:

  • Suppenschildkröte: bis 100 m
  • Unechte Karettschildkröte: bis 200 m
  • Lederschildkröte: über 1000 m

Viele Arten unternehmen weite Wanderungen zwischen ihren Futter- und Nistgründen. Dabei orientieren sie sich am Erdmagnetfeld. Die längsten Strecken legt die Lederschildkröte zurück – bis zu 16.000 km pro Jahr.

Fortpflanzung und Entwicklung

Von der Eiablage bis zum Schlupf

Die Fortpflanzung der Meeresschildkröten ist ein faszinierender Prozess. Alle 2-3 Jahre kommen die Weibchen an Land, um ihre Eier abzulegen. Dabei kehren sie oft an die Strände zurück, an denen sie selbst geschlüpft sind.

Der Ablauf der Eiablage:

  1. Das Weibchen kriecht nachts an den Strand
  2. Es gräbt mit den Hinterflossen eine Grube
  3. 100-200 Eier werden in die Grube gelegt
  4. Die Grube wird wieder mit Sand bedeckt
  5. Das Weibchen kehrt ins Meer zurück

Die Entwicklung der Eier dauert je nach Art und Temperatur 45-70 Tage. Die Temperatur bestimmt dabei das Geschlecht der Jungtiere: Bei höheren Temperaturen schlüpfen mehr Weibchen, bei niedrigeren mehr Männchen.

„Die Temperaturabhängigkeit der Geschlechtsbestimmung macht Meeresschildkröten besonders anfällig für den Klimawandel“, warnt Dr. Brendan Godley, Meeresbiologe an der University of Exeter.[3]

Gefahren für die Jungtiere

Wenn die Jungtiere schlüpfen, graben sie sich aus dem Sand und krabbeln zum Meer. Auf diesem Weg lauern viele Gefahren:

  • Raubvögel und andere Fressfeinde
  • Desorientierung durch künstliche Lichtquellen
  • Austrocknung bei zu langer Wanderung

Nur etwa einer von 1000 Schlüpflingen erreicht das Erwachsenenalter. Die ersten Jahre verbringen die Jungtiere im offenen Meer, wo sie vor vielen Fressfeinden geschützt sind. Erst mit 20-30 Jahren werden Meeresschildkröten geschlechtsreif.

Bedrohung und Schutz

Gefährdete Giganten

Alle sieben Arten von Meeresschildkröten sind vom Aussterben bedroht. Die Hauptgründe dafür sind:

  • Verlust von Nistplätzen durch Küstenbebauung
  • Beifang in Fischernetzen
  • Jagd auf Fleisch und Schildpatt
  • Verschmutzung der Meere (besonders Plastikmüll)
  • Klimawandel

Besonders kritisch ist die Lage der Echten Karettschildkröte und der Bastardschildkröte. Ihre Bestände sind in den letzten 100 Jahren um über 80% zurückgegangen.

„Meeresschildkröten sind Botschafter der Ozeane“, sagt Dr. Bryan Wallace, Wissenschaftlicher Leiter der Schildkröten-Schutzorganisation Sea Turtle Inc. „Ihr Schutz kommt dem gesamten marinen Ökosystem zugute.“[4]

Schutzmaßnahmen

Weltweit gibt es zahlreiche Projekte zum Schutz der Meeresschildkröten. Wichtige Maßnahmen sind:

  • Schutz von Nistplätzen
  • Aufklärung der lokalen Bevölkerung
  • Entwicklung schildkrötenfreundlicher Fischereimethoden
  • Reinigung von Stränden und Meeren
  • Aufzucht und Auswilderung von Jungtieren

Viele Länder haben inzwischen strenge Schutzgesetze erlassen. Der internationale Handel mit Schildkröten und Schildkrötenprodukten ist verboten.

Erste Erfolge zeigen sich bereits: Bei einigen Populationen nehmen die Bestände wieder zu. Der Schutz der Meeresschildkröten bleibt aber eine große Herausforderung, die nur global gelöst werden kann.

Herausforderungen der Meeresschildkrötenhaltung

Die Haltung von Meeresschildkröten ist extrem anspruchsvoll und für Privatpersonen praktisch unmöglich. Diese faszinierenden Meeresriesen benötigen riesige Becken und eine hochspezialisierte Pflege. Nur wenige Einrichtungen weltweit, wie große öffentliche Aquarien oder Meeresschildkröten-Rehabilitationszentren, können die nötigen Bedingungen bieten.

Ein Hauptproblem ist der enorme Platzbedarf. Selbst für kleinere Arten wie die Echte Karettschildkröte brauchst du ein Becken von mindestens 15.000 Litern. Für größere Arten wie die Suppenschildkröte sind sogar 50.000 Liter oder mehr nötig. Das übersteigt die Möglichkeiten der meisten Privathalter bei weitem.

Dazu kommt die Wasseraufbereitung. Meeresschildkröten brauchen sauberes Salzwasser mit stabilen Parametern. Das erfordert leistungsstarke Filtersysteme und regelmäßige Wasserwechsel. Die Wasserqualität muss ständig überwacht und angepasst werden.

Spezielle Anforderungen im Becken

Gestaltung des Lebensraums

Bei der Einrichtung des Beckens musst du die natürlichen Lebensräume der Meeresschildkröten nachahmen. Wichtige Elemente sind:

  • Sandboden für natürliches Grabeverhalten
  • Felsstrukturen zum Verstecken und Ruhen
  • Freie Schwimmflächen
  • Wasserpflanzen (bei pflanzenfressenden Arten)

Das Becken sollte tief genug sein, damit die Schildkröten abtauchen können. Eine Wassertiefe von mindestens 2 Metern ist empfehlenswert.

„Die Gestaltung des Beckens ist entscheidend für das Wohlbefinden der Tiere“, erklärt Dr. Sarah Miller, Kuratorin am National Aquarium in Baltimore. „Es muss ihnen ermöglichen, ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben.“

Beleuchtung und Temperatur

Meeresschildkröten brauchen spezielle UV-Beleuchtung für die Vitamin D3-Synthese und den Kalziumstoffwechsel. Die Beleuchtungsdauer sollte dem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus angepasst sein.

Die Wassertemperatur ist artabhängig:

  • Suppenschildkröte: 24-28°C
  • Unechte Karettschildkröte: 23-28°C
  • Lederschildkröte: 20-25°C

Stabile Temperaturen sind wichtig. Schwankungen können das Immunsystem der Tiere schwächen.

Ernährung in Gefangenschaft

Artgerechte Fütterung

Die Ernährung von Meeresschildkröten in Gefangenschaft ist komplex und muss an die jeweilige Art angepasst sein:

  • Pflanzenfresser wie die Suppenschildkröte brauchen Seegras, Algen und Gemüse
  • Fleischfresser wie die Unechte Karettschildkröte benötigen Fisch, Tintenfische und Krustentiere
  • Lederschildkröten fressen hauptsächlich Quallen

Eine ausgewogene Ernährung ist entscheidend für die Gesundheit der Tiere. Vitamine und Mineralstoffe müssen oft ergänzt werden.

„Die richtige Ernährung ist eine der größten Herausforderungen in der Meeresschildkrötenhaltung“, sagt Dr. John Davis, Veterinär am Sea Turtle Hospital in Florida. „Mangelernährung kann zu schweren Gesundheitsproblemen führen.“

Fütterungstechniken

Die Fütterung erfordert oft kreative Lösungen:

  • Unterwasser-Futterstationen für natürliches Fressverhalten
  • Verstecken von Futter im Becken zur Beschäftigung
  • Fütterung mit langen Zangen, um Verletzungen zu vermeiden

Regelmäßige Gesundheitschecks und Gewichtskontrollen sind wichtig, um die Fütterung anzupassen.

Medizinische Versorgung

Häufige Gesundheitsprobleme

Meeresschildkröten in Gefangenschaft können verschiedene Gesundheitsprobleme entwickeln:

  • Infektionen der Atemwege
  • Panzererkrankungen
  • Parasiten
  • Verletzungen durch Artgenossen oder Beckengegenstände

Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen sind unerlässlich. Dafür brauchst du einen Spezialisten für Meeresschildkröten, was nicht leicht zu finden ist.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Meeresschildkröten ist oft schwierig:

  • Medikamentengabe über das Futter oder per Injektion
  • Spezielle Quarantänebecken für kranke Tiere
  • Chirurgische Eingriffe unter Vollnarkose

„Die medizinische Versorgung von Meeresschildkröten erfordert viel Erfahrung und spezielles Equipment“, erklärt Dr. Lisa Thompson, leitende Tierärztin am Turtle Hospital in Marathon, Florida. „Selbst einfache Behandlungen können sehr komplex sein.“

Rechtliche Aspekte

Strenge Schutzbestimmungen

Die Haltung von Meeresschildkröten unterliegt strengen gesetzlichen Regelungen:

  • Alle Arten stehen unter internationalem Schutz (CITES)
  • In den meisten Ländern ist die private Haltung verboten
  • Für wissenschaftliche Einrichtungen gelten strenge Auflagen

Selbst für zugelassene Einrichtungen ist die Beschaffung von Meeresschildkröten schwierig. Meist handelt es sich um verletzte oder beschlagnahmte Tiere, die nicht mehr ausgewildert werden können.

Genehmigungen und Kontrollen

Einrichtungen, die Meeresschildkröten halten, müssen:

  • Spezielle Genehmigungen einholen
  • Regelmäßige Kontrollen durch Behörden zulassen
  • Detaillierte Aufzeichnungen über die Tiere führen

Die Anforderungen variieren je nach Land, sind aber überall sehr streng.

Quellen und Zitate

[1] https://www.zoobio.de/blog/terrarium-landschildkroeten-ausstatten-1056
[2] https://www.das-tierlexikon.de/schildkroete/
[3] https://www.zooroyal.de/magazin/terraristik/pflege-terraristik/hygiene-im-terrarium/
[4] https://www.schildkroete-amanda.de/griechische-landschildkroete/haltung/terrarienhaltung/
[5] https://www.zooplus.de/magazin/terraristik/terrarientiere/schildkroete
[6] https://reptiliendoktor.com/artikel/das-artgerechte-terrarium/
[7] https://www.peta.de/themen/schildkroeten-haltung/
[8] https://www.geo.de/geolino/natur-und-umwelt/der-tag-der-schildkroete-30164152.html
[9] https://www.megazoo.de/d-west/magazin/detail/das-schildkroetenterrarium
[10] https://www.chrysemys.com/literatur-2/
[11] https://www.landschildkroeten.de/haltung/terrarium-fuer-landschildkroeten/
[12] https://www.terrarium-wissen.de/terrarium/schildkroeten-terrarium-schildkroetenhaltung-aber-richtig/

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