Weichschildkröten

Weichschildkröten gehören zu den ungewöhnlichsten Schildkrötenarten. Mit ihrem flachen, ledrigen Panzer und der langen Schnauze unterscheiden sie sich deutlich von anderen Schildkröten. Diese hochspezialisierten Wasserbewohner sind perfekt an ein Leben in Flüssen, Seen und anderen Süßwasserhabitaten angepasst.

„Weichschildkröten sind faszinierende Tiere, die besondere Ansprüche an ihre Haltung stellen. Mit dem richtigen Setup und guter Pflege können sie jedoch viele Jahre lang Freude bereiten.“ – Dr. Michael Schmidt, Reptilienexperte

Verbreitung und Artenvielfalt

Weichschildkröten kommen in verschiedenen Regionen der Welt vor:

  • Nordamerika: Östlich der Rocky Mountains
  • Afrika: Subsahara-Afrika und entlang des Nils
  • Asien: Von Pakistan über Indien und Südostasien bis nach China und Russland

Es gibt etwa 30-35 Arten von Weichschildkröten, die in 13 Gattungen unterteilt sind. Einige bekannte Arten sind:

  • Chinesische Weichschildkröte (Pelodiscus sinensis)
  • Florida-Weichschildkröte (Apalone ferox)
  • Indische Klappen-Weichschildkröte (Lissemys punctata)

Anatomie und Anpassungen

Weichschildkröten weisen einzigartige anatomische Merkmale auf:

  • Flacher, ovaler Panzer ohne harte Schuppen
  • Ledrige, flexible Haut über dem Knochenpanzer
  • Extrem langer Hals und rüsselartige Nase
  • Stark abgeflachte, paddelartige Füße mit Schwimmhäuten

Diese Anpassungen ermöglichen es ihnen, sich schnell und wendig im Wasser zu bewegen und sich im weichen Untergrund einzugraben.

Lebensweise und Verhalten

Weichschildkröten sind hervorragend an das Wasserleben angepasst:

  • Verbringen den Großteil ihrer Zeit im Wasser
  • Können durch die Haut und spezielle Strukturen im Rachen Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen
  • Graben sich oft in sandigen oder schlammigen Untergrund ein
  • Sind meist nachtaktiv, einige Arten sonnen sich tagsüber

Ihre Ernährung ist überwiegend carnivor. Sie jagen aktiv nach Fischen, Krebstieren, Weichtieren und Insekten. Einige Arten ergänzen ihren Speiseplan mit Wasserpflanzen.

Fortpflanzung

Der Fortpflanzungszyklus von Weichschildkröten ist an ihre aquatische Lebensweise angepasst:

  • Paarung findet im Wasser statt
  • Weibchen legen ihre Eier in selbstgegrabene Gruben an Land
  • Je nach Art 2-30 Eier pro Gelege
  • Inkubationszeit variiert je nach Umgebungstemperatur (60-90 Tage)
  • Geschlecht der Jungtiere wird genetisch bestimmt, nicht durch Bruttemperatur

Bedrohung und Schutz

Viele Weichschildkrötenarten sind bedroht. Hauptgründe dafür sind:

  • Lebensraumzerstörung durch Flussregulierung und Verschmutzung
  • Übermäßige Bejagung für Fleisch und traditionelle Medizin
  • Handel als Haustiere

Schutzmaßnahmen umfassen:

  • Einrichtung von Schutzgebieten
  • Zuchtprogramme in Gefangenschaft
  • Strengere Regulierung des Handels

Weichschildkröten in der Terraristik

Das richtige Aquaterrarium für Weichschildkröten

Für die artgerechte Haltung von Weichschildkröten brauchst du ein großzügig bemessenes Aquaterrarium. Als Faustregel gilt: Die Beckenlänge sollte mindestens das 5-fache der Panzerlänge betragen. Für eine 30 cm lange Schildkröte wären das also 150 cm. Die Breite sollte etwa die Hälfte der Länge ausmachen.

Das Becken muss einen großen Wasserteil und einen kleineren Landteil haben. Der Wasserteil sollte etwa 75-80% des Terrariums ausmachen. Die Wassertiefe sollte mindestens der Panzerlänge der Schildkröte entsprechen, besser noch das 1,5-fache.

Wichtige Punkte bei der Einrichtung:

  • Stabiler Aufbau aus Glas oder Acryl
  • Abdeckung mit guter Belüftung
  • Leicht schräg ansteigender Landteil
  • Verschiedene Wassertiefen

Einrichtung des Wasserteils

Der Wasserteil ist das Herzstück des Weichschildkröten-Terrariums. Hier verbringen die Tiere den Großteil ihrer Zeit. Folgende Punkte sind bei der Einrichtung wichtig:

  • Bodengrund: Feiner Sand eignet sich am besten. Er ermöglicht das arttypische Eingraben.
  • Filteranlage: Ein leistungsstarker Außenfilter ist Pflicht. Berechne mindestens das 3-fache Beckenvolumen pro Stunde als Umwälzleistung.
  • Heizung: Ein Stabheizer oder Durchlaufheizer sorgt für die richtige Wassertemperatur von 24-28°C.
  • Verstecke: Wurzeln, Höhlen und Pflanzen geben Schutz und Struktur.
  • Schwimminseln: Bieten Ruheplätze im Wasser.

Die Wasserqualität ist entscheidend für die Gesundheit deiner Weichschildkröten. Führe regelmäßige Wasserwechsel durch und kontrolliere die Wasserwerte. Ein Nitritgehalt von 0 mg/l und ein pH-Wert zwischen 7,0 und 8,0 sind optimal.

Gestaltung des Landteils

Obwohl Weichschildkröten die meiste Zeit im Wasser verbringen, ist der Landteil wichtig für das Sonnenbaden und die Eiablage. Bei der Einrichtung solltest du auf folgende Punkte achten:

  • Substrat: Verwende eine Mischung aus Sand und Erde. Sie sollte mindestens 15 cm tief sein.
  • Wärmelampe: Eine Spotlampe sorgt für einen warmen Sonnenplatz mit 35-40°C.
  • UV-Lampe: UVB-Strahlung ist lebenswichtig für die Vitamin D3-Produktion.
  • Versteckmöglichkeiten: Korkrinden oder kleine Höhlen bieten Rückzugsorte.
  • Klettermöglichkeiten: Äste oder Steine zum Klettern und Sonnen.

Der Übergang zwischen Wasser- und Landteil sollte flach und rutschfest sein. So können die Schildkröten leicht aus dem Wasser steigen.

Beleuchtung und Temperatur

Die richtige Beleuchtung und Temperatur sind entscheidend für das Wohlbefinden deiner Weichschildkröten. Hier eine Übersicht der wichtigsten Punkte:

BereichTemperaturBeleuchtung
Wasserteil24-28°CTageslicht
Landteil allgemein25-30°CUVB-Lampe
Sonnenplatz35-40°CWärmespot

Die Beleuchtungsdauer sollte im Sommer 14 Stunden und im Winter 10 Stunden betragen. Verwende Zeitschaltuhren, um einen natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus zu simulieren. Die UVB-Lampe muss alle 6-12 Monate gewechselt werden, da die Strahlungsleistung nachlässt.

Fütterung und Pflege

Weichschildkröten sind Fleischfresser. In der Natur ernähren sie sich von Fischen, Krebstieren, Insekten und Weichtieren. Im Terrarium solltest du eine abwechslungsreiche Ernährung bieten:

Füttere adulte Tiere 2-3 Mal pro Woche, Jungtiere täglich. Entferne nicht gefressene Futterreste nach einigen Stunden aus dem Wasser.

Zur Pflege gehören regelmäßige Aufgaben:

  • Tägliche Kontrolle der Wasser- und Lufttemperatur
  • Wöchentlicher Teilwasserwechsel (ca. 30%)
  • Reinigung des Filters alle 2-4 Wochen
  • Kontrolle der UV-Lampen und Heizung
  • Entfernung von Kot und Futterresten

Beobachte deine Schildkröten genau. Veränderungen im Verhalten oder Aussehen können auf Krankheiten hinweisen. Bei Verdacht solltest du einen erfahrenen Tierarzt aufsuchen.

Vergesellschaftung und Zucht

Weichschildkröten sind in der Regel Einzelgänger. Eine Vergesellschaftung ist möglich, aber nur in sehr großen Becken zu empfehlen. Beachte dabei folgende Punkte:

  • Halte nur Tiere ähnlicher Größe zusammen
  • Biete genug Platz und Verstecke für alle Tiere
  • Beobachte die Gruppe auf Anzeichen von Stress oder Aggression

Von einer Zucht ist abzuraten, da es bereits viele Weichschildkröten in Tierheimen gibt. Wenn deine Weibchen Eier legen, solltest du diese entfernen oder unfruchtbar machen.

Quellen und Zitate

[1] https://animals.net/softshell-turtle/
[2] https://www.encyclopedia.com/environment/encyclopedias-almanacs-transcripts-and-maps/softshell-turtles-trionychidae
[3] https://animaldiversity.org/accounts/Apalone_mutica/
[4] https://www.thesprucepets.com/softshell-turtles-1238357
[5] https://reptilia.org/animal/florida-softshell-turtle/
[6] http://www.austinsturtlepage.com/Care/caresheet-spiny_softshell.htm
[7] https://animalia.bio/spiny-softshell-turtle
[8] https://www.nwf.org/Educational-Resources/Wildlife-Guide/Reptiles/Spiny-Softshell-Turtle
[9] https://theturtlesource.com/soft-shelled-turtle-care-sheet/
[10] https://www.turtletimes.com/softshell-turtles/
[11] https://reptilesmagazine.com/how-to-care-for-soft-shelled-turtles/

© 2024 Reptilica.de c/o Robin GmbH